Krankenhausverse 2: Das Erwachen

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Als ich zitternd nach ewig langer Nacht im fremden Bett und dunklen Raum wie aus einem Opiumtraum …

| Krankenhausverse 2: das Erwachen
Als ich zitternd nach ewig langer Nacht
im fremden Bett und dunklen Raum
wie aus einem Opiumtraum
an Händen gebunden endlich erwacht
schau ich den Tod, der lautlos lacht

müde Schwestern starr’n mit banger Miene
ein blasser Arzt vermerkt’s mit Strenge
und hinter mir die kalte Maschine
pumpt Valium in großer Menge
durch kanülenfeine Gänge
in meinen aufgedunsnen Bauch
am rechten Arm ein dünner Schlauch

durchspült mit Kochsalz alle Zellen
der düstre Engel lehnt an der Wand
reicht mitleidsvoll die knoch’ge Hand
und indes Augen aus den Höhlen quellen
lausch ich durch Watte den Appellen

einer jungen Frau, die mich befleht
mein Leben doch nicht zu verschwenden
ich zweifel, ob sie es versteht
dass ich, wenn jetzt die Sinne schwänden
und spürt, wie mir die Stunden enden
dann ohne Gram die letzte Fahrt
gemeinsam mit dem bleichen Mann
der meine Seele schon bewahrt
über den Styx beginnen kann
(c) H.H.

Bild von sungmin cho auf Pixabay

Henning Hirsch

Betriebswirt und Politologe, Comicleser, Filmjunkie, Bukowski- und FC- (es gibt nur einen FC: nämlich den aus Köln) Fan, trockener Alkoholiker. In die Abstinenz startete er mit einem Roman: Saufdruck. Seitdem tippt er abends Kurzgeschichten und Gedichte. Da die Schreiberei alleine nicht satt macht, verdient er tagsüber seine Kaltmiete und die Kühlschrankfüllung mit Marketing & Orga. Henning Hirsch lebt im Bonner Süden und ist Vater von drei Kindern.

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