Tagebuch 8. Dezember

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Als ich das Heumarer Dreieck passiert hatte, fiel mir ein, dass alte Männer oft über Herzschrittmacher, Gicht, künstliche Hüften und Viagra reden …

Tagebuch 8. Dezember

Als ich heute auf der Fahrt zurück vom Büro nach Hause auf Höhe des AK Leverkusen Black Dog von Led Zeppelin LAUT im Autoradio hörte, in meinem Lieblings-Oldiesender, den ich IMMER auf der Rückfahrt vom Büro LAUT höre, ging mir plötzlich durch den Kopf, dass ich gerne mal mit Robert Plant telefonieren würde, über dies und das und was alte Männer, die früher kreativ waren, heute den ganzen Tag lang tun, v.a. im Dezember, wenn die Tage dunkel sind und die feuchte Kälte Knochen und Gelenke schmerzen lässt.

Zwischen Leverkusen-Süd und Heumarer Dreieck stellte ich mir vor, wie wir über die psychedelischen 70er und die glorreichen 80er quatschen: klebrige Cocktails, koksgestärkte Schwänze, Last-Minute-Reisen nach Ibiza und Mykonos, wo wir zusammen mit 5 prallen Weibern in nem Whirlpool sitzen. Bei unserem Telefonat nuckeln wir abwechselnd an einem Glas Whisky und nem Joint. Das war für die Dauer von 12 Kilometern eine schöne Vorstellung. Einen Moment lang bedauerte ich es, Robert Plant nicht persönlich gekannt zu haben, denn er war ein Held meiner Jugend gewesen, sein Poster hing einige Jahre in meinem Kinderzimmer direkt über der linken Box der Stereoanlage. Bis Robert Plant sich eines Tages entkräftet von meiner Kinderzimmerwand löste und ich ihn schweren Herzens in die Mülltonne warf.

Als ich das Heumarer Dreieck passiert hatte, fiel mir ein, dass alte Männer genauso oft wie über koksgestärkte Schwänze und 5 pralle Weiber in nem Whirlpool auch über Herzschrittmacher, Gicht, künstliche Hüften, Viagra und dass John Lennon auch schon wieder 40 Jahre tot ist, reden. Alles Themen, die mich zwar beschäftigen, über die ich mich aber nicht so gerne unterhalte, weshalb es wahrscheinlich gar keinen Sinn ergäbe, heute mit Robert Plant zu telefonieren.

Ohnehin telefoniere ich nicht mehr so gerne wie früher, als ich bereit gewesen wäre, für ein Telefonat mit Robert Plant zu sterben.

Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

Henning Hirsch

Betriebswirt und Politologe, Comicleser, Filmjunkie, Bukowski- und FC- (es gibt nur einen FC: nämlich den aus Köln) Fan, trockener Alkoholiker. In die Abstinenz startete er mit einem Roman: Saufdruck. Seitdem tippt er abends Kurzgeschichten und Gedichte. Da die Schreiberei alleine nicht satt macht, verdient er tagsüber seine Kaltmiete und die Kühlschrankfüllung mit Marketing & Orga. Henning Hirsch lebt im Bonner Süden und ist Vater von drei Kindern.

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