Tagebuch 24. Januar
Ich bin kein Schriftsteller, ein Dichter oder Künstler schon gar nicht. Ich habe keine Arbeitsmethode, keinen festen Rhythmus.
Ich bin kein Schriftsteller, ein Dichter oder Künstler schon gar nicht. Ich habe keine Arbeitsmethode, keinen festen Rhythmus.
Hokusai malte 100 Ansichten des Fuji und stoppte dann. Keine einzige mehr. Warum er die Zahl 100 wählte – und nicht 80 oder 120 –, weiß ich nicht. Aber mir imponiert seine Konsequenz des Loslassens.
Heute Morgen hielt ich unvermittelt zwischen Ingwer-Kurkuma-Shot und Zähneputzen inne und dachte erschrocken, wenn ich noch tiefer in den Wald der Vorstellung eindringe, dann kann ich alsbald Fiktion und Realität nicht mehr sauber voneinander trennen.
An den Weihnachtstagen werden auch Nicht-Romantiker wie ich nostalgisch. Ich fahre dann auf den Poppelsdorfer Friedhof, stelle ein kleines Blumengesteck aufs Grab meiner Eltern und denke über so Sachen nach wie: Das Beste, was ich für meine Mutter tun konnte, war es, sie zu überleben.
Die Frau, von der ich gestern Nacht geträumt habe, war ne Hure mit falschen Brüsten und einem Nasenpiercing ...
„Schreiber sind die Schlimmsten von allen“, sagt sie. „Noch schlimmer als Politiker?“, frage ich. „JA! Und du bist der Allerallerschlimmste von allen.“
Ihre Rede war ständige Wiederholung von versunkenen Geschichten, nicht ohne Witz und Lust.
»Du weißt, dass bis heute unter Verschwörungstheoretikern die Geschichte kursiert, dass die einzige Mondlandung, die jemals stattfand, die in Kubricks 2001 war?« – »Wusste ich nicht.«
Als meine Mutter vor fünf Jahren starb, hinterließ sie mir ein zwölfteiliges Service Maria Weiß. Warum ausgerechnet ich als Sohn das Maria Weiß erhielt, weiß ich nicht, weil ich mir ehrlich gesagt nie viel aus Porzellan oder gar Maria Weiß gemacht hatte.
Die Leben, die ich geführt habe sagen mir, dass es keinen Sinn ergibt, mich vor der Zeit umzubringen ...