Tagebuch 27. November

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In der Bauchhöhle scheint unsere Stadt schläfrig, mit sich selbst versöhnt …

Tagebuch 27. November

Siebenundzwanzigster. Freitag. In der Bauchhöhle
scheint unsere Stadt schläfrig, mit sich selbst versöhnt
seltsam nach all den Querelen der vergangenen Tage
was wohl daran liegt, dass vorgestern
der entzündete Blinddarm entfernt wurde
und die Milz endlich zur Ruhe kommt
auch das Ausscheiden des Nierensteins
war sicher von Vorteil

weil wir es nicht anders kennen
hauptsächlich aber aus Bequemlichkeit
mästen wir täglich Dickdarm und Leber
bis unser Stuhlgang Brontosaurus-Eiern ähnelt
und zwei Toiletten verstopft
Klopapier dreilagig ist der achthäufigst verkaufte Artikel
im Supermarkt
noch vor Düsseldorfer Löwensenf
und knapp hinter mittelaltem Gouda
wussten Sie das?
die Kurzatmigkeit beim Treppensteigen
erfüllt uns mit Trauer
darauf eine Packung Mon Chéri

die Wahrheit wird selten ausgesprochen
da jeder den Shitstorm fürchtet
ich tue es
weil es mir heute Abend egal ist.

Bild von Raman Oza auf Pixabay

Henning Hirsch

Betriebswirt und Politologe, Comicleser, Filmjunkie, Bukowski- und FC- (es gibt nur einen FC: nämlich den aus Köln) Fan, trockener Alkoholiker. In die Abstinenz startete er mit einem Roman: Saufdruck. Seitdem tippt er abends Kurzgeschichten und Gedichte. Da die Schreiberei alleine nicht satt macht, verdient er tagsüber seine Kaltmiete und die Kühlschrankfüllung mit Marketing & Orga. Henning Hirsch lebt im Bonner Süden und ist Vater von drei Kindern.

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