Tagebuch 13. Dezember

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»Du weißt, dass bis heute unter Verschwörungstheoretikern die Geschichte kursiert, dass die einzige Mondlandung, die jemals stattfand, die in Kubricks 2001 war?« – »Wusste ich nicht.«

Tagebuch, 13. Dezember

Kubrick hat nie denselben Film zwei Mal gedreht, hat mein alter Kumpel mir gestern Abend am Telefon erklärt. Er meint damit, dass Kubrick ständig das Genre gewechselt hat. Und er zählt mir die Streifen alle aus dem Gedächtnis auf: Spartacus, Lolita, Dr. Seltsam, 2001 (DER Science Fiction schlechthin), Uhrwerk Orange, Barry Lyndon, Shining (Horror, horror, horror), Full Metal Jacket und schließlich: Eyes wide shut. »Du siehst«, sagt er abschließend, »Kubrick hat nie zwei Mal dasselbe Thema gewählt, wenngleich man sich jetzt natürlich darüber streiten könnte, ob Spartacus und Barry Lyndon nicht beide in das Genre ‚Historienfilm‘ einsortiert werden müssten. Aber das wäre kleinlich und würde einem Regie-Genie wie Kubrick nicht gerecht.« – »Ja, das wäre kleinlich«, sage ich.

»Du weißt, dass bis heute unter Verschwörungstheoretikern die Geschichte kursiert, dass die einzige Mondlandung, die jemals stattfand, die in Kubricks 2001 war?«
»Wusste ich nicht.«
»Kubrick hat 1968 die USA verlassen und ist nie mehr zurückgekehrt.«
»Warum das?«
»Ein Deal mit der CIA, die ihn am Leben lässt, wenn er die Schnauze hält.«
»Das reicht als Beweis?«
»Als gerichtstauglicher Beweis nicht, aber für eine Hypothese reicht es allemal. Zumal der kleine Danny in Shining ja auch ein T-Shirt mit ner Apollo-Rakete drauf trug. Eine starke Botschaft, dass der Mondflug nie stattfand, sondern nur Fiktion ist.«
»Ich muss mir Shining demnächst mal wieder ansehen«, sage ich.
»Tu das«, sagt mein alter Kumpel, »Und danach reden wir nochmal über Kubrick, 2001, Botschaften in Filmen und die Mondlandung.«
Dann legen wir beide auf.

Die Sache mit Danny lässt mich seither nicht mehr los. Nicht, dass ich an der Mondlandung von Apollo 11 ernsthaft zweifele. Aber dass mir die Botschaft mit dem T-Shirt damals nicht aufgefallen war, ärgert mich. Ich werd mir den Film deshalb heute Abend zum 27-sten Mal anschauen und bei der Szene mit dem T-Shirt auf Zeitlupe drücken und 5x zurückspulen. Und direkt morgen zum 132-sten Mal 2001. Vielleicht wird mir die Botschaft, die Kubrick transportieren wollte, dann klar. Waren die Amerikaner 1969 jetzt auf dem Mond oder doch nicht? Oh Mann, dass ich darüber 2020 noch ernsthaft nachdenken muss.

Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Henning Hirsch

Betriebswirt und Politologe, Comicleser, Filmjunkie, Bukowski- und FC- (es gibt nur einen FC: nämlich den aus Köln) Fan, trockener Alkoholiker. In die Abstinenz startete er mit einem Roman: Saufdruck. Seitdem tippt er abends Kurzgeschichten und Gedichte. Da die Schreiberei alleine nicht satt macht, verdient er tagsüber seine Kaltmiete und die Kühlschrankfüllung mit Marketing & Orga. Henning Hirsch lebt im Bonner Süden und ist Vater von drei Kindern.

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