Tagebuch 15. November
»Wehe, du schreibst irgendwann was über mich in dein Tagebuch. Dann …« – »Was dann?« – »Dann, dann …«
»Wehe, du schreibst irgendwann was über mich in dein Tagebuch. Dann …« – »Was dann?« – »Dann, dann …«
Mehr als zwei Jahre habe ich nicht an dich gedacht. Das letzte Gedicht hatte ich dir 2015 gewidmet. Mein Leben hat sich seither ziemlich verändert. Doch ich bin immer noch derselbe.
Ich esse den Rest des Marmeladenbrötchens, die Marmelade tropft mitten auf Seite 10. Dann stopfe ich die Zeitung in die Mülltonne und fahre zum Supermarkt, ein neues Glas Marmelade besorgen.
»Ich habe dich entjungfert«, sagte Ulla fünf Minuten später – »NEIN!« – »Lüg mich nicht an! Sonst jage ich dich nackt nach draußen.« – »Ja stimmt. Du hast mich entjungfert.«
Viertel vor sechs abends. Ich habe Hunger. Ich habe echt Hunger. Im Kühlschrank nichts außer drei Scheiben Salami, ein Himbeerjoghurt und ein halber Mozzarella, bei dem das MHD im September abgelaufen ist.
Es gibt viele Bücher zum Thema 9. November. Die Kataloge der Bibliotheken sind voll damit. Und auch in Facebook lese ich heute einiges darüber.
Ich bin nackt, bin spät dran mit meiner Dusche. Quetsche die letzten Reste aus einer Plastikflasche mit blauem Deckel raus, auf der „Männershampoo“ draufsteht, lasse die Flüssigkeit von den Haaren abwärts über Schultern und Bauch auf Knie und Füße tropfen, ...